Souvenier von Anne Marie Jehle ist eine Assemblage der Künstlerin, die Fotografien, bearbeitete Polaroids, eine Postkarte und verschiedene Objekte in einem beschrifteten hölzernen Schaukasten vereint. Während die Verbindung verschiedener Gegenstände in ihrem Haus in der Carinagasse in Feldkirch als Gesamtkunstwerk gelesen werden kann, wirkt diese Zusammenstellung wie ein bewusster Blick zurück. Beim Betrachten des Inhalts lassen sich Assoziationen finden, doch sind diese nicht unmittelbar ersichtlich, als wäre die Intention, an selbst bestimmte, persönliche Ereignisse oder Wahrnehmungen zu erinnern – oder diese der Interpretation der Nachwelt zu überlassen. Wie in einem Spiel von Zeigen und Verbergen sind verschiedene Aspekte von Jehles (künstlerischer) Biografie präsent: im untersten Regal etwa Ausstellungsverzeichnisse als zusammengerollter Papierstapel oder oben rechts Jehles erste, im Remscheider Vice Verlag von Wolfgang Feelisch erschienene Edition Play Sand (1968). In den 1980er-Jahren arbeitete Jehle vornehmlich mittels Sofortbildtechnik. So finden sich in der Vitrine zahlreiche Polaroids, die sie häufig während oder nach dem Entwicklungsprozess bearbeitete. Zentrale Themen ihrer künstlerischen Auseinandersetzung, wie das Selbst als Kind, Kritik am Heimatbegriff, an heteronormativen Geschlechterrollen und der katholischen Kirche, das Häusliche, Schwangerschaft, und später Spiritualität und Vergänglichkeit sind Teil dieser Vitrinen-Arbeit.
Leslie Ospelt